Museumsstiftung Post und Telekommunikation
  • Inventarnummer:4.0.851
  • Bezeichnung:Gemälde "Porträt des preussischen Generalpostmeisters Gustav Adolph Reichsgraf von Gotter (1692 - 1762)"

  • Hersteller:Beck, Jacob Samuel (1715 - 1778) [Maler]
  • Datierung:Datierung: um 1754
  • Maßangaben:Bildmaß (b x h): 1090 x 1320 mm
    Rahmenmaß (b x h x t): 1324 x 1550 x 105 mm
  • Material/Technik:Material: Öl auf Leinwand
  • Systematik:Kunst | Malerei | Gemälde
  • Orte/Geografie:Geografischer Bezug: Deutschland
  • Objektart:Original
  • Erläuterungen:Der Diplomat und Politiker Gustav Adolph Reichsgraf von Gotter liebte es, sich in zahlreichen Rollen und Funktionen in Bildnissen verewigen zu lassen.
    Das vorliegende, nicht signierte Gemälde zeigt ihn nach Art des barocken Herrscherporträts als Königlich-Preußischen Generalpostmeister in Dreiviertelansicht.

    Der Diplomat trägt die prächtige, mit dem preußischen Orden und der roten Schärpe besetzte Galauniform, die von Wilhelm Heinrich Matthias 1812 in seiner Darstellung des Postwesens in den Königlich Preußischen Staaten folgendermaßen beschrieben wird: „Zu des General-Postmeisters Grafen von Gotters Zeiten war eine Uniform der höheren Postbeamten im Gebrauch; er selbst trug eine dergleichen in öffentlichen Versammlungen und in der Gegenwart des Monarchen. Diese Uniform bestand in einem dunkelblauen Kleide mit breiten orangefarbenen Ärmelaufschlägen und einer Weste von Orangefarbe; Rock, Ärmelaufschläge und die Nähte breit und sehr reich mit Seide gestickt.“ Gotters linke Hand ruht auf einem Stab, während er mit der rechten nach unten weist. Links ist als barocke Hoheitsformel hinter einem gerafften seidenen Vorhang eine dorische Säule als Symbol für Standfestigkeit und Stärke dargestellt, rechts ein Regal mit Schriftstücken, Dokumenten, Plänen und Büchern. Eines davon trägt die Aufschrift „Königl. Postordnung“. Auch die Gegenstände auf dem marmornen Tisch verweisen auf Reformwillen, Kompetenzen und Meriten des Dargestellten. Neben einer „Post-Charte“, Post- und Landkarten stehen Schreibzeug, Buch und Siegel. Sie dienen dazu, den halb gefalteten Brief im Vordergrund fertigzustellen, dessen Absender und Adressaten zu erkennen sind: Links ist unter der Überschrift „cours-ordre“ (Rundbrief) zu lesen, dass „An die sämtlichen Postämter / von Berlin biß Cleve“ adressiert ist. Weiter oben ist unterhalb der Faltung noch die Unterschrift „Gotter“ zu erkennen, rechts der Tag (16). Posthorn, Ledertasche und Barett runden das Bild von einem Diplomaten ab, der mit Tatkraft seine Ziele durchsetzt.

    Zunächst als Diplomat für den Herzog von Sachsen-Gotha in Wien tätig, wurde der Reichsgraf noch im Alter von 62 Jahren von Friedrich dem Großen zum Generalpostmeister berufen. Gotter versuchte das preußische Postwesen zu erneuern, konnte jedoch nur einen Teil der geplanten Reformen durchführen. Offenbar war er sehr lebenslustig, denn Friedrich der Große äußerte in Bezug auf die Verschwendungssucht Gotters, es sei „alles eher möglich, als den Grafen Gotter reich zu machen“. Seinen Fürstensitz hatte Gotter in Molsdorf, wo er das ehemalige Wasserschloss des 16. Jahrhunderts zu einer vierflügeligen Schlossanlage, umgeben von einem englischen Park, umgestalten ließ. Der Entstehungsanlass für das Gemälde lässt sich durch die dargestellten Attribute eingrenzen, die auf das 1752 verliehene Amt des Königlich-Preußischen Generalpostmeisters verweisen.

    Von Gotter existieren zahlreiche Bildnisse etwa von Antoine Pesne, Matthias Beck, David Matthieu oder Anna Rosina de Gasc geb. Lisiewska. Als Künstler des Bildes wurden - entsprechend der Entstehungszeit - vor allem zwei Künstler angenommen: Farbigkeit und Malweise rücken das Bild in die Nähe zu anderen Gotter-Porträts des Bildnismalers David Mathieu (1697-1755), der zur Entstehungszeit des Gemäldes in Berlin preußischer Hofmaler war. Es könnte jedoch auch von der in erster Ehe mit Mathieu verheirateten Malerin Anna Rosina de Gasc geborene Lisiewska stammen. Neuere Forschungen des Angermuseums Erfurt legen eine Urheberschaft Jacob Samuel Becks (1715 - 1778) nahe, einem Erfurter Maler, der Gotters Schloß Molsdorf mit zahlreichen Gemälden ausstattete und von dem zwei weitere Portaits Gotters überliefert sind. (Hinweis von Helmut Börsch-Supan). Neben der Malweise und der Ähnlichkeit der Kopfdarstellung in allen drei Gotter-Porträts von Beck, spricht vor allem die auf den Boden weisende rechte Hand des Generalpostmeisters für die Autorschaft Becks. Diese Handhaltung enspricht nämlich, wie der Kurator des Angermuseums Erfurt Thomas von Taschitzki recherchierte, bis ins Detail der Hautfalten der Hand eines von Beck porträtierten Erfurter Bürgers und lässt dadurch kaum Zweifel an der neuen Zuschreibung.

    Das Gemälde befand sich bereits vor 1897 im Besitz des Reichspostmuseums und zählte zu der umfangreichen Sammlung von Bildnissen herausragender Vertreter der Postgeschichte und Naturwissenschaften, die Heinrich von Stephan zusammengetragen hatte. Wann das Bild in die Sammlung gelangte, lässt sich nicht mehr nachweisen.
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Gemälde "Porträt des preussischen Generalpostmeisters Gustav Adolph Reichsgraf von Gotter (1692 - 1762)"