Museumsstiftung Post und Telekommunikation
  • Inventarnummer:4.0.961
  • Bezeichnung:Gemälde "Kabeldampfer Stephan vor Yap (Karolinen)"

  • Hersteller:Kircher, Alexander (1867 - 1939) [Maler]
  • Datierung:Datierung: 1905
  • Maßangaben:Objektmaß (b x h x t): 1780 x 1280 mm
    Bildmaß (b x h): 1485 x 985 mm
  • Material/Technik:Material: Leinenstoff
    Technik: Ölmalerei
  • Systematik:Kunst | Malerei | Gemälde
  • Orte/Geografie:Geografischer Bezug: Yap / Karolinen
  • Objektart:Original
  • Beschriftung:Signatur: Alex Kircher; unten rechts
  • Erläuterungen:Der Marine- und Landschaftsmaler Alexander Kircher wurde am 26.2.1867 in Triest geboren und starb 1939 in Berlin. Von 1888 bis 1893 studierte er an der Berliner Akademie unter anderem bei Friedrich Sturm. Er unternahm Studienreisen in ganz Europa, reiste in den Orient und nach Nordamerika.

    Vor einem palmenbestandenen Uferstreifen liegt unter heller südlicher Sonne ein Dampfschiff vor Anker. Der Blick des Betrachters fällt schräg von achtern auf die Steuerbordseite des Schiffs, und der Schiffsname am Heck ist deutlich zu lesen: „Stephan“ mit dem Heimathafen „Nordenham“. Über eine Rolle am Heck wird soeben unter großer Beteiligung der Mannschaft ein Kabel ausgebracht, welches über eine Dampfbarkasse und ein weiteres kleines Beiboot in Richtung des Ufers geführt wird. Die Arbeiten werden von dunkelhäutigen Eingeborenen in zwei großen Auslegerkanus aufmerksam verfolgt.

    Der Kabeldampfer „Stephan“ war zu dem Zeitpunkt, den Alexander Kircher auf diesem Bild wiedergibt, erst drei Jahre alt. Im Dezember 1902 war das Schiff auf der Vulkan-Werft bei Stettin vom Stapel gelaufen und von der Tochter eines Unterstaatssekretärs im Reichspostamt auf den Namen „Stephan“ getauft worden, um damit die Verdienste Heinrich von Stephans zu würdigen.
    Das 115,8 m lange und 14,6 m breite Schiff, das im Auftrag der Norddeutschen Seekabelwerke in Nordenham 1903 fertig gestellt wurde, hatte eine Verdrängung von knapp 10.000 Tonnen und konnte immerhin rund 5.000 Tonnen Kabel laden. Die „Stephan“ war der erste auf einer deutschen Werft erbaute Kabeldampfer, und zu seinem Stapellauf sandte Kaiser Wilhelm II. ein Telegramm, in dem er auch auf die erste große Aufgabe des Schiffs einging, die Verlegung des zweiten transatlantischen Seekabels zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten von Amerika. Darin hieß es: „Mit besonderer Freude habe ich Kenntnis genommen von dem Stapellauf des ersten auf einer deutschen Werft erbauten Kabeldampfers. Ich … knüpfe an das neue deutsch-atlantische Kabel die Hoffnung, dass es dazu beitragen wird, die guten Beziehungen zwischen dem Deutschen Reiche und den Vereinigten Staaten immer mehr zu festigen“.

    Nach erfolgter Verlegung des transatlantischen Kabels Emden-New York wurde die „Stephan“ mit der Verlegung des deutsch-niederländischen Kabelnetzes in Ostasien beauftragt. Für die Verbindung von Menado – Yap – Guam – Shanghai wurde eine Gesellschaft gegründet, die die Norddeutschen Seekabelwerke mit der Ausführung der Arbeiten beauftragte. Am 8. März 1905 erreichte die „Stephan“, von Menado kommend, Yap auf den Karolinen, damals eine deutsche Kolonie. Diesen Moment der Einbindung der deutschen Kolonie in das Informationsnetz der damaligen Zeit stellt Alexander Kircher auf seinem Gemälde eindrucksvoll dar. In einer Malweise, die Realismus und Detailtreue mit postimpressionistischen Elementen verbindet, verknüpft er ein Schiffsporträt mit einem durchaus bedeutenden Ereignis deutscher Kolonial- und Kommunikationsgeschichte. Einen besonderen Reiz dürfte das Bild für den zeitgenössischen Betrachter aus dem Kontrast zwischen den vermeintlich simplen Kanus und der damaligen deutschen Hochtechnologie bezogen haben. Das Porträt des in starker Verkürzung dargestellten Kabellegers erfüllte zudem eine Funktion, die wohl alle für große Reedereien oder Schiffseigner angefertigten Schiffsporträts hatten: die Versicherung des eigenen Stolzes und der Größe der jeweiligen Flotte.

    In einer Zeit, die nicht zuletzt durch den imperialen Anspruch Kaiser Wilhelms II. und seine steten Bemühungen um eine große und wachsende Flotte gekennzeichnet waren („Deutschlands Zukunft liegt auf dem Wasser!“), fanden die maritimen Darstellungen Kirchers naturgemäß ein breites und zahlungskräftiges Publikum – bis in die letzten Kriegsjahre des Ersten Weltkriegs hinein war er etwa mit Flottenbildern für die deutsche und die österreich-ungarische Kriegsflotte beauftragt. Kirchers Interesse für Schiffsbau und Seefahrt ließ ihn zunächst eine Marinelaufbahn einschlagen, aufgrund einer Verletzung verlegte er sich jedoch früh auf die Marinemalerei. Nach Studien in Berlin unternahm er ausgedehnte Studienfahrten durch Europa, nach Amerika und in den Orient. Neben seinen Gemälden arbeitete er auch erfolgreich als Illustrator
  • Nutzer-Kommentare:
    Hier haben Sie die Möglichkeit, Anmerkungen, Ergänzungen oder eigene Erlebnisse zu diesem Objekt zu hinterlassen.
    Für allgemeine Anfragen nutzen Sie bitte unsere Kontaktseite.
Gemälde "Kabeldampfer Stephan vor Yap (Karolinen)"